Wenn Du endlich schwanger werden willst - Umgang mit Enttäuschung


Wenn Du endlich schwanger werden willst, dann ist es gut positiv mit Enttäuschung umzugehen, falls es (wieder) nicht geklappt hat.

Wie Du in Deinem Kinderwunsch mit der monatlichen Enttäuschung umgehst ohne daran zu verzweifeln

Immer wieder diese Enttäuschung am Ende eines Zyklus: wieder nicht schwanger! Ich habe selbst seit 2016 einen Kinderwunsch und erlebte wie schlimm es ist, wenn am Zyklusende feststeht, dass es wieder nicht geklappt hat. Da wird es dann schon mal emotional: von stiller Verzweiflung, heißen Tränen bis hin zur ungezügelten Wut über die Ungerechtigkeit. Hier erfährst Du wie ich mit diesen Emotionen und der Enttäuschung so umgehst, dass Du daraus Kraft für den nächsten Zyklus schöpfst – um die Kinderwunschzeit zu genießen, auch wenn sie länger dauert.

Trauer, Scham, Wut, Angst, Enttäuschung – was keiner fühlen will und trotzdem da ist

Sobald wir emotionalen Schmerz fühlen wollen wir raus aus der Situation. Flucht ist typisch und nachvollziehbar. Doch auch die von uns als negativ bewerteten Gefühle haben ihre Berechtigung, ja, meistens sogar eine Absicht. Deshalb macht es Sinn, sie zuzulassen, sich ihnen zu stellen, statt sie zu verdrängen.

Denn sind wir mal ehrlich, wir können diese negativen Gefühle gar nicht so weit verdrängen, dass sie verschwinden. Im Gegenteil, sie unter den Teppich zu kehren macht sie nur noch größer und beängstigender.

Mutiger Umgang mit negativen Gefühlen hilft

Wenn ich also wieder feststelle, dass ich nicht schwanger bin, dann nehme ich mir die Zeit für mich und meine Gefühle. Ich atme tief durch und lasse sie zu: die Enttäuschung darüber, dass der Zyklus wieder verloren ist, dass die Chance vertan ist, dass es nicht geklappt hat. Dann kommt die Trauer: es hat nicht geklappt. Sie macht mein Herz ganz schwer und weich und weit – keine Schutzmauern, kein Funktionieren, nur diese Traurigkeit fühlen.

Enttäuschung und Traurigkeit zulassen heißt loslassen

In dem Moment in dem wir die negativen Gefühle akzeptieren, übernehmen wir die Verantwortung dafür. Und das heißt wir können sie wieder beeinflussen. Wir sind unseren Emotionen nicht ausgeliefert.

Früher dachte ich, ich muss mich vor dem Schmerz der Enttäuschung und der Trauer schützen. Ich halte das nicht aus. Das kann ich nicht ertragen und will es nicht ertragen. Ich habe es verdrängt, mich abgelenkt, die Zähne zusammengebissen, mich hart gemacht. Doch was soll ich sagen? Bei einer unbedachten Bemerkung meines Mannes zum Thema Schwangerschaft in der Nachbarschaft brüllte ich ihn plötzlich mit einer uns beide schockierenden Heftigkeit an, die meine Wut und meinen Schmerz zeigte. Wir blieben beide sprachlos zurück. Und ich weinte. Da erst wurde mir klar, wieviel Enttäuschung und Trauer sich bei mir angestaut hat. Weil ich sie in dem Moment der Entstehung nicht wahrnehmen wollte.

Unverarbeitete Enttäuschung macht hartherzig und bitter

Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung. Sie kennzeichnet, wann wir bewusst damit umgehen, den Anfang von etwas Wahrem, Echtem.

Die typische Enttäuschung und Traurigkeit bei Periodenstart ist gesund. Nein, wir empfinden sie nicht als schön oder positiv. Das ist vollkommen in Ordnung. Doch belegen sie, dass wir uns mit unserem Kinderwunsch wirklich sicher sind. So gesehen sind sie ein Ausdruck unserer Sehnsucht und damit die Einladung für unser Baby, wo immer es im Moment noch ist, sich auf den Weg zu uns zu machen. So hält uns die Traurigkeit das Herz offen. Somit bleiben wir empfänglich mit Leib und Seele.

Ich erkannte, dass ich Traurigkeit und Enttäuschung umso leichter ertrage je weniger ich mich dagegen wehre. Kein „Das kann doch nicht wahr sein!“, kein „Warum trifft es immer mich?“, kein Jammern, keine Klagen. Ich erlaube mir die Emotionen: ja, ich bin enttäuscht und ja, ich darf enttäuscht sein. Ja, es tut verdammt weh und ja, es darf weh tun. Ja, es ist schrecklich traurig und ja, es darf mich traurig machen.

Klar, es kostet verdammt viel Mut nicht zu fliehen, nicht zu verdrängen, mich nicht in Ablenkung zu verlieren. Es ist vielleicht vergleichbar mit einem Sprung vom 10-Meter-Turm im Schwimmbad: alles in Dir schreit „NEEEIIIIIINNN“, doch die Angst zu besiegen, macht Dich frei.

Gefühle sind nicht zwangsläufig wahr oder eine Wahrsagung der Zukunft

Wenn Du Dir erlaubst traurig und enttäuscht zu sein, dann wirst Du merken wie der innere Druck nachlässt. Immer wenn wir negative Gefühle auszublenden wollen brauchen wir unglaublich viel Kraft, um sie in Schach zu halten, klein zu halten. Dieser Aufwand an Energie verhindert, dass wir die Emotion gehen lassen können. Unbeabsichtigt halten wir die Trauer und Enttäuschung im unverarbeiteten Modus fest, so kann sie uns aber nicht helfen. Sobald Du Dir erlaubst, diese Gefühle wahrzunehmen, sie akzeptierst, können sie gehen. Du wirst den Unterschied merken.

Also ich empfinde es noch immer nicht schön so traurig und enttäuscht zu sein. Doch ich spüre was für eine große emotionale Kraft darin enthalten ist. Mit meiner Akzeptanz wandele ich diese Kraft in etwas Positives um. Sie hilft mir nämlich den nächsten Zyklus wieder neu zu starten. Wieder den Mut zu haben, Hoffnung zu schöpfen, dass es dieses Mal endlich klappt. Dass mein Baby auf dem Weg zu mir ist, dass ich alles habe, um gesund schwanger zu sein und es gesund zur Welt zu bringen. Dass es meine Bestimmung ist, Mutter zu sein.

Kraft schöpfen aus dem produktiven Umgang mit Enttäuschung und Trauer

Die Intensität der gesunden Trauer gibt uns die Kraft wieder gestärkt und zuversichtlich nach vorn zu schauen. Wieder alles zu tun was in unserer Macht steht, um endlich schwanger zu werden.

Mit Hilfe der Erlaubnis für alle Deine Gefühle und der Entscheidung, was Du über Deine Zukunft denkst, wirst Du das Vertrauen entwickeln, mit all Deinen Emotionen umzugehen und selbst zu bestimmen, was Du denkst und wie Du Dich fühlen möchtest.

Ich habe mittlerweile verstanden, dass ich mit all meinen Emotionen umgehen kann. Dass sie, wenn ich mich darauf einlasse, flüchtig sind und auch wieder vergehen. Wichtig ist, dass ich sie akzeptiere, meine Verantwortung für mein Fühlen übernehme und sie dann loslassen kann. Das ermöglicht mir, nicht nur im Bereich meines Kinderwunsches gelassener und entspannter zu sein. Ich habe die Kraft, jeden Monat wieder neu zu hoffen und zuversichtlich zu bleiben.

So gelingt es mir, dass mein Kinderwunsch nicht mein Denken beherrscht und ich mit meinem Mann und meinen Freunden wieder entspannter umgehen kann. Ja, dass ich mein ganzes Leben mit Kinderwunsch wieder genießen kann – ohne bohrende Zweifel und Ängste. Ich kann sogar sagen "Ich verdanke dem Kinderwunsch viel", wie ich in der Zeitschrift Brigitte erzählte. 

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